Stadttheater Giessen
    SPANISCHES LIEDERBUCH

    entfällt wegen Krankheit

     

    !Vorstellungsänderung! 

    Die für Sonntag, den 19. Juni 2011 vorgesehene Liedermatinee SPANISCHES LIEDERBUCH von Hugo Wolf muss auf Grund von Erkrankung leider ersatzlos entfallen.

    Bereits erworbene Karten können bis zum 25. Juni 2011 an der Theaterkasse zurückgegeben werden (Johannesstraße 1, Di. bis Fr. 10.00 bis 13.00 Uhr und 16.00 bis 18.00 Uhr, Sa. 10.00 bis 13.00 Uhr).

     

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    Mit:
    Petra Hoffmann - Sopran
    Michael Roman - Bariton
    Juia Vogelsänger - Klavier

    Erotische Spielereien

    Hugo Wolfs SPANISCHES LIEDERBUCH

     
    Er zählt ohne Frage zu den musikalischen Größen in Sachen Liedgesang: Der 1860 im böhmischen Windischgrätz geborene und 1903 in Wien verstorbene Hugo Wolf – Mitschüler Gustav Mahlers am Wiener Konservatorium; dann Hilfskapellmeister in Salzburg; zwischendurch bissig-sarkastischer Musikkritiker eines Wiener Boulevardblattes; schließlich in den letzten neun Jahres seines viel zu kurzen Lebens leidenschaftlicher Komponist mit unbändigem Schaffensdrang. Seine Epoche war die Spätromantik, die auf der Romantik fußt: sprachlich auf der Lyrik Heines oder Eichendorffs, musikalisch auf  den Errungenschaften Schuberts und Schumanns. Doch so berühmt seine Lieder auch heute sein mögen – ihm wurde immerhin ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof zuteil – leben konnte er kaum von ihnen. Selbst als sich der Musikverlag Schott 1891 dazu entschloss, Lieder aus seiner Feder zu veröffentlichen, brachte ihm dies zwar Ansehen, nach weiteren fünf Jahren aber lediglich das höchstbescheidene Salär von 85 Mark und 35 Pfennige ein. So war er denn trotz weiterer Liedkompositionen immer wieder auf finanzielle Zuwendungen von Freunden und den hie und da entstandenen Hugo-Wolf-Vereinen angewiesen.  

    Wolfs Lieder bestechen durch ein Höchstmaß an Originalität, Lebendigkeit und Ausdruckskraft, sie stehen mit jeder Note und jedem Akzent immer im Dienst der Poesie und erwecken niemals den Eindruck, für den Selbstzweck des Poeten oder des Komponisten geschrieben worden zu sein. Poetische Idee und musikalische Form sind zudem so eng miteinander verknüpft, dass an eine Trennung zwecks Analyse kaum zu denken ist. Auch sein SPANISCHES LIEDERBUCH steht in diesem Kontext. Nach dem Abschluss seiner Liederzyklen auf Gedichte von Mörike, Eichendorff und Goethe befand er sich 1889 auf der Suche nach „Lyrik, die noch nicht komponiert“ worden war. Dabei stieß er auf das SPANISCHE LIEDERBUCH von Paul Heyse und Emanuel Geibel, in dem er ein breites Spektrum weltlicher und geistlicher spanischer Gedichte aus dem 16. und 17. Jahrhundert fand. Die weltlichen Lieder haben dabei die Liebe zwischen Mann und Frau in all ihren Facetten zum Inhalt – von unbedingter Hingabe über Spott und Eifersucht bis zu glühender Leidenschaft. Die darin enthaltenen erotischen Spielereien reizten Wolf so sehr, dass er die teilweise sprachlichen Schwächen der Texte in Kauf nahm und daraus eine neue musikalische Sprache entwickelte: Er ließ den rhythmischen Duktus der Singstimme weniger durch die Sprachmelodie, sondern eher durch die Struktur der Begleitung bestimmen. Bei seinen Zeitgenossen blieb dies nicht ohne Widerspruch. In einem seiner vielen Briefe an Engelbert Humperdinck („Mein lieber, guter Humpi!“) schrieb Wolf im November 1890: „Tatsächlich werden noch jetzt immer nur die ‚Melodiösen’ von mir gesungen. Vor den sogenannten ‚Charakteristischen’ haben die guten Menschen noch große Angst.“